Das Seemannsgarn
(Geschichten über die Seefahrt, für dessen
Richtigkeit sich jeder Seemann persönlich verbürgt!)
Smutje
Als es noch keine Konservendosen, geschweige denn Tiefkühlkost
als Bordverpflegung gab, war das Essen auf den monatelangen Schiffsreisen
nicht immer das Beste. Teilweise zog der Seemann es vor, sein
Essen im Dunkeln einzunehmen. So sah er nicht so genau was er
am essen war. Der Schiffskoch mußte diesen Unmut natürlich
aushalten, auch die Sauberkeit der Küche und des Kochs selbst
ließen oft zu Wünschen über. So kam es, das der
Koch mit dem pattdeutschen Wort für "schmuddelig"
nämlich "Smutje" belegt wurde.
Passagierdampfer
Bereits recht früh in der Entwicklung der Passagierdampfer
wurde auf die Sicherheit der Schiffe gesteigerter Wert gelegt.
Daher die Vorschrift, daß Passagierschiffe mindestens zwei
Schiffsschrauben haben müssen. Ein Propeller für die
Hinfahrt und einen für die Rückreise. Wenn noch eine
dritte Schiffsschraube als Reserve vorhanden ist, handelt es
sich um ein ganz besonders sicheres Schiff.
Walfang
Als die Waljagt noch mit Segelschiffen und offenen Ruderbooten
betrieben wurde, konnte jeder an Bord dazu verpflichtet werden,
in den Ruderbooten mit zu jagen. Nur der Moses, der durfte nicht
mit ins Boot, der war ja auch noch nicht wahlberechtigt.
Noch mal Walfang
Die Jagd auf des größte Raubtier aller Zeiten,
den Pottwal, war in offenen Ruderbooten sehr gefährlich.
So kam es einmal, das bei einer letzten Jagd in der Abenddämmerung
ein Ruderboot von einem mächtigen Pottwal-Bullen angegriffen
wurde. Der biss mit einem einzigen Happs das gesamte Heck mitsamt
der Schiffslaterne vom Ruderboot ab und verschwand in der Tiefe.
Gott sei Dank konnte die Bootsbesatzung nass aber sonst unversehrt
geborgen werden. Zwei Tage später, das Leben geht ja weiter,
wurde auch ein großer Wal erlegt. Und als man den an Bord
ausweidete, fanden sich im Magen die Reste des Bootsrumpfs. Auch
die Hecklaterne wurde wieder gefunden, und siehe da, sie brannte
noch.
Backbord
Der Küchenjunge sollte den Kapitän sein Frühstück
in der Kabine servieren. Da etwas kabbelige See war lies er das
Tablett fallen und mußte ein neues Frühstück
aus der Kombüse holen. Der Smutje war über die Ungeschicklichkeit
des Bengels so wütend, daß er dem Jungen eine Ohrfeige
gab. Der Koch war normaler Rechtshänder und haute dem Jungen
also auf die linke Backe. Seit dieser Zeit heißt die linke
Seite eines Wasserfahrzeuges "Backbord" und wird rot
gekennzeichnet.
Steuerbord
Dieser Name kommt von einem der größten seefahrenden
Völker und Entdeckern Amerikas, den Wickingern. Mit ihren
Lang-Booten konnten sie selbst in den rauhen Stürmen des
Nordatlantiks bestehen. Das einzigste Steuer befand sich auf
der rechten Seite des Schiffes. Daher unser heutiger Name "Steuerbord"
für die rechte Seite eines Schiffes.
Kriegsmarine
Zu allen Zeiten wurden bei der Kriegsmarine Nichtschwimmer
bevorzugt. Ja es war sogar unerwünscht, daß Schwimmer
am Bord waren oder die Besatzung des Schwimmen erlernte. Nur
so war gewährleistet, daß die Männer bis zum
Schluß das Schiff verteidigten.
Flugzeugträger hat Vorfahrt
gebucht?!
Wenn Flugzeugträger durch die Weltmeere pflügen
glauben sie manchmal, sie hätten die Vorfahrt quasi eingebaut.
Oft funktioniert das, aber nicht immer. Zwischen dem US-Flugzeugträger
Enterprise und einer zweiten Funkstation spielte sich vor einigen
Jahren der folgende denkwürdige Dialog ab:
Enterprise: »Bitte ändern Sie Kurs um 15 Grad nach
Norden, um eine Kollision zu vermeiden.«
Antwort: »Empfehle, Sie ändern Ihren Kurs um 15 Grad
nach Süden.«
Enterprise: »Hier spricht der Kommandant eines US-Kriegsschiffs.
Ich wiederhole: Ändern Sie Ihren Kurs!«
Antwort: »Nein, Sie ändern Ihr Kurs.«
Enterprise: »Dies ist der Flugzeugträger Enterprise.
Wir sind ein sehr großes Kriegsschiff der US-Navy. Ändern
Sie Ihren Kurs - und zwar jetzt!«
Antwort: »Nein, wir sind ein Leuchtturm.«
Wie ein großes Leck abgedichtet
wird
Spezialist fuer Seemannsgarn ist Kap Hoorn (Spitzname), Matrose
auf dem Ewer von Klaus Meewes (Seefahrt ist Not, Gorch Fock).
Eine wie ich finde huebsche Geschichte von ihm (und von mir aus
ferner Erinnerung nacherzaehlt) ist die folgende: Waehrend einer
Fahrt als Matrose auf einem Vollschiff wird Wassereinbruch gemeldet.
Der Zimmermann kann bald danach das Leck lokalisieren. Es wird
gepumpt was das Zeug haelt, dabei aber mehr Schweiss vergossen,
als gelenzt werden kann. Das Wasser kommt mit soviel Druck durch
das Leck, dass an ein Dichten von innen nicht zu denken ist.
Ob die rettende Idee nun von Kap Hoorn selbst oder vom Schiffszimmermann
kommt weiss ich nicht mehr, jedenfalls wird ein Koeder an einen
Haken gebracht und das Ding an die Lotleine gebracht. Danach
kommt der ganze Klimbim durch das Leck ins Wasser. Es dauert
auch nicht lange und ein ordentlicher Herr von einem Fisch beisst
an. Schnell wird die Leine dicht geholt und schuppige Geselle
soweit es geht in das Leck gezogen. Dicht. Und wer das nicht
glaubt, der soll erst mal sechzehn Mal ums Hoorn fahren, bevor
er dem alten Kap Hoorn was von Seemannsgarn erzaehlt.
Quelle: Andre Tornow, Gorch Fock: "Segeln ist Not"
Seemanns-Weisheit
Wenn einem Seemann das Wasser bis zum Hals steht, darf er
den Kopf nicht hängen lassen!
Friesische Weisheit
"Starker Nordoost mit Sturmgebruß, macht en lütten
Pin undn Büdel kruss"
Weitere kurze (wahre) Geschichten dürfen uns gern eingereicht
werden.
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